| Von Judenchristen lernen(05.10.2015) Letztens las ich von einer Begebenheit, die sich im Dritten Reich ereignete, wo man
etwas gegen die Juden hatte und wo ein Kirchenmitglied bei dem bekannten Pastor Wilhelm Busch, mit der Bitte, seinen Sohn zu taufen, vorsprach.
Der Bittsteller wollte allerdings keinen Taufspruch aus dem Alten Testament der Juden,
sondern einen aus dem Neuen Testament der Christen.
Der Pastor schlug daraufhin ein paar Bibelverse vor, die der taufwillige Vater sehr schön
fand, zumal er “sofort erkannte”, dass dies Sprüche waren, die nur aus dem Neuen Testament sein konnten. Der Pastor musste den Vater dann aber “enttäuschen”, als er ihm sagte, dass sämtliche der zitierten Sprüche aus dem Alten Testament stammen.
Wilhelm Busch zitierte dann zum Vergleich den Spruch “Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen”, aus dem Hebräerbrief, der von dem Vater sofort dem Alten Testament zugeordnet wurde. Auch hier musste der Vater “enttäuscht” werden, weil dieser Vers im Neuen Testament steht.
Es scheint ein nicht auszuräumendes Missverständnis zu sein, wonach im Alten Testament von einem zornigen Gott die Rede ist, während uns Jesus im Neuen Testament einen liebenden Gott verkündet, wobei beide Gottheiten nichts miteinander zu tun haben.
Erst kürzlich erhielt ich von einem meiner Leser eine sehr ausführliche und durchaus
qualifizierte Ausarbeitung, die fast schon den Umfang einer Diplomarbeit hatte, in der
er schlüssig darlegte, dass der Gott des Alten Testaments ein gewalttätiger,
rachesüchtiger, mörderischer, kurzum bösartiger Gott sei, wohingegen der Gott, den Jesus
verkündet, das gerade Gegenteil sei.
Ich musste ihm dann mitteilen, dass er nicht erkannt hat, um was es in der Bibel geht
und dass das Neue Testament so gesehen noch viel härter als das Alte Testament ist,
zumal hier die Unversöhnlichkeit Gottes hinsichtlich der Sünde im Kreuzestod Jesu
Christi sichtbar, und auf die Hölle, apokalyptische Geschehnisse und das bevorstehende Weltgericht hingewiesen wird.
Auch ich hatte, wie viele Christen, anfänglich Schwierigkeiten damit, das Alte und Neue Testament als eine Einheit zu sehen, in der das eine ohne das andere nicht denkbar ist. Aber hier haben selbst Kirchenfunktionäre ihre Probleme, wenn z.B. Frau Käßmann in einer Fernsehserie davon berichtet, wie sich der primitive Stammes- und Vulkangott Jahwe zum Weltenschöpfer und Gott der Liebe emporentwickelt hat.
Und so hat man dann das einseitige Wunschbild von einem Softie-Gott entwickelt, der in seiner Affenliebe alles durchgehen lässt, was so sonntäglich in vielen Kirchen verkündet wird.
Aber es gibt das auch anderes. Ich las mal die Abhandlung eines “gelehrten” Pfarrers, der Jesus als einen frechen Lümmel und unverschämten Flegel darstellte. Auf meine Frage, wie er zu solchen Schlüssen komme, fragte er verwundert zurück, ob ich denn die Bibel, hier speziell das Neue Testament nicht kenne und empfahl mir, die Bibel zu lesen. Die Empfänger seiner Ausarbeitungen seien von seinen Darstellungen jedenfalls begeistert.
Die Judenchristen, auch als messianische Christen bezeichnet, haben uns hier einiges voraus, weil sie als Juden von Natur aus im Alten Testament beheimatet sind und von daher das Neue Testament einordnen können. Wir Heidenchristen, die wir mehr auf das Neue Testament fixiert sind, haben da unsere Probleme.
Dadurch wird vielleicht erklärbar, warum die EKD mit den Judenchristen auf Kriegsfuß steht. Die EKD sieht die im Alten Testament verhafteten gläubigen Juden als so etwas wie die Angehörigen einer gesonderten Religion, vergleichbar mit dem Islam, an, weshalb man zu beiden in einen “Dialog” tritt.
Weil angeblich alle an denselben Gott glauben, wurde der Begriff der “Abrahamitischen Religionen” erfunden, die aus Christentum, Judentum und Islam bestehen, wobei man sich, insbesondere mit den Muslimen, “geschwisterlich verbunden” weiß.
Da die gläubigen Juden, genau wie der Islam, den Christen feindlich gesonnen sind, würde es den “christlich-jüdischen Dialog” stören, wenn die EKD Kontakte zu den messianischen Juden unterhielte oder diese gar unterstützen würde.
Hier muss man fragen, ob sich die EKD deshalb so wenig für die im Islam verfolgten
Christen einsetzt, weil das den christlich-muslimischen Dialog stören würde.
Interessant ist die EKD-Definition für “Dialog”:
"Sinnvoll und weiterführend sind Dialoge nur dann, wenn beide Partner sich selbst, ihre
eigenen Positionen und die dahinter stehenden Traditionen in ihrer Tragweite und Bedeutung aufzuschließen bereit sind, und wenn gleichzeitig die Bereitschaft vorhanden ist, die Positionen und Traditionen ihres Gesprächspartners zu verstehen und ggf. den eigenen Standpunkt zu verändern. Dabei machen sie die Erfahrung, dass die Bereitschaft, den Partner in seiner Eigenständigkeit und individuellen Prägung wahrzunehmen, dazu führt, sich selbst neu zu erkennen und Neues über die eigene Identität zu erfahren."
Man könnte anstelle Dialog auch “Quasselrunde” sagen, denn je gewundener eine Definition ist und um so mehr Worte man dazu braucht um so fragwürdiger ist eine Sache, was hier darauf hinausläuft Grenzen zu verwischen und nicht vorhandene “Gemeinsamkeiten” zu konstruieren.
Um was geht es?
Gott hat es gefügt, dass ich Kontakt zum Verein zur Förderung des messianischen Glaubens in Israel e.V., mit Sitz in Guntersblum bekommen habe, wodurch ich neue Einsichten gewonnen habe.
Weil der Verein, der im Internet unter ZELEM aufrufbar ist und dort jeder, der interessiert ist, weitere Informationen abrufen kann, will ich mich kurz fassen und nur soviel sagen, dass es dem Verein, neben einer Reihe anderer adäquater Themenfelder in erster Linie um die Sammlung der Judenchristen in Israel und die Verbreitung des christlichen Glaubens in Israel geht.
Vorsitzender des Vorstandes des Vereins, der schwerpunktmäßig in Israel präsent ist,
ist der sehr rührige judenchristliche Pastor Klaus Mosche Pülz, der sich aufgrund
verschiedener Erlebnisse von Gott dazu berufen weiß, den Juden das Evangelium von
Jesus Christus zu bringen.
Pastor Pülz weist darauf hin, dass es eine Reihe von Organisationen gibt, die sich um
die Beziehungen zwischen Christen und Juden bemühen. Entscheidend ist aber, dass sie die Juden mit dem Evangelium vertraut machen, also missionarisch tätig sind.
Pastor Pülz hatte auch schon Ämter in der Kirche inne, wobei sich die Kirche für ihn
nicht als das erwiesen hat, was sie eigentlich sein sollte, zumal wenn sie die
Judenmission ablehnt.
Die Mission ist in Israel sehr schwierig. Die Juden stehen dem Evangelium noch genauso ablehnend gegenüber wie es auch in der Apostelgeschichte berichtet wird. Dazu gehören Anschläge auf christliche Einrichtungen und Angriffe auf Judenchristen. Auch die Gesetzgebung in Israel ist nicht christenfreundlich. Pastor Pülz war hier schon in
erheblicher Bedrängnis und Anschlägen ausgesetzt, von denen er sich aber nicht entmutigen lässt.
Der Verein bringt den “Boten neues Israel” (BDI) heraus, von dem ich einige Exemplare
erhalten und mit großem Gewinn gelesen habe, weil mir dabei manches Licht aufgegangen ist.
In den Beiträgen von Klaus Mosche Pülz, wird deutlich, dass das Neue Testament insoweit die Fortsetzung des Alten Testamentes ist, weil sich hier die Prophetie des Alten Testaments erfüllt. Zwar haben sich noch nicht alle Prophetien erfüllt, aber der
innere Zusammenhang und wie die Aussagen aufeinander Bezug nehmen, ist unverkennbar.
Als Jude ist Klaus Mosche Pülz besonders daran gelegen, die heilsgeschichtliche
Bedeutung Israels im Hinblick auf die Endzeit herauszustellen. Der Eschatologie, als der Lehre von den letzten Dingen, kommt deshalb besondere Bedeutung zu.
Das sind die Themen, mit denen man sich in bibelgläubigen Kreisen, wenn überhaupt, nur am Rande befasst oder es einzelnen Theologen oder Evangelisten überlässt, die sich darauf spezialisiert haben. Dabei wäre es erforderlich, dass die Gläubigen die Zeichen der Zeit, auf welche die biblische Prophetie hinweist, erkennen.
Zwar hieß es schon zu allen Zeiten “noch nie so schlimm wie heute”, wobei aber etwas
Neues hinzugekommen ist. Zum einen ist da eine zunehmende Gesetzlosigkeit und der
Zerfall überkommener Werte zu erkennen, was sich als “grenzenlose Freiheit” tarnt und
damit sehr gut verkaufen lässt.
Im Kleinen ist der “Verkaufserfolg” in einem übersteigerten Individualismus erkennbar,
bei dem genau das eintritt, was in 2. Timotheus 3 unter der Überschrift “Der Verfall der
Frömmigkeit in der Endzeit” geschrieben steht und wie es auch in Römer 1, 18 ff.
beschrieben wird, wo sich jeder wie ein “kleines Herrgöttle” fühlt, dem niemand was zu
sagen hat.
Im Großen resultiert daraus die Unregierbarkeit des Staates, der zudem unfähig zur
Selbstverteidigung ist. Erkennbar wird dies am Fehlen klarer Normen und einer allgemeinen Rat- und Rückgratlosigkeit der Verantwortlichen, die sich in gewundenen
unverbindlichen Formulieren des “allen Wohl und niemand Wehe” gefallen und, wenn es
opportun ist, morgen die heute gefassten Beschlüsse kippen, weil sie es allen recht
machen wollen. Hier gilt, dass es keinen Weg zum Erfolg, aber einen todsicheren zum Misserfolg gibt und der heißt: “versuche es allen recht zu machen!”
Nach meinem Verständnis ist der Antichrist weniger im islamischen Gewaltsystem, sondern mehr im Menschen der Gesetzlosigkeit zu sehen, der sich an die Stelle Gottes setzt. Dies, weil der Gesetzlose naturgemäß auch den gesetzlichen Islam ablehnen muss.
Neben chaotischen Entwicklungen ist es die Rolle Israels in der Weltgeschichte, das sich immer mehr bedrängt und von Feinden umschlossen sieht. Eigentlich ist das “völlig normal”, wenn man bedenkt, dass Gott mit Israel einen Neuanfang mit der Menschheit
gemacht hat. Israel als Brückenkopf Gottes in einer vom Satan beherrschten Welt, sollte
die Menschen zu Gott zurückführen.
Dem Fürsten dieser Welt musste das ein Dorn im Auge sein. Völlig klar, dass der Satan
bis heute hier alle Register zieht. Vermutlich hat der Antisemitismus hier seine Wurzeln.
Was Gott angefangen hat, das bringt er auch zum Ziel. Israel war und ist der Welt deshalb nach wie vor zum Heil bestimmt. Trotz allem Versagen des Volkes Israel hält Gott
daran fest, weshalb die Weltgeschichte nicht ohne Israel denkbar ist und sich letztlich
auch hier entscheidet.
Aus der Apostelgeschichte wissen wir, dass Christen aus den Juden und Christen aus den Heiden zusammen gewirkt haben. So sollte es eigentlich auch heute sein. Von daher ist die Haltung der EKD, mit der sie zu den Judenchristen auf Distanz geht, inakzeptabel.
Der Grund dafür ist, dass man es mit den (antichristlichen) Juden nicht verderben möchte, die andernfalls kräftig die Nazikeule schwingen könnten.
Als Nachkommen Abrahams im Sinne des Glaubens gelten im Christentum auch die Christen aus den Heiden. Die Auffassung, dass die Juden verworfen sind und die Heidenchristen das Volk Israel “abgelöst” und an dessen Stelle getreten sind, (Substitutionslehre) ist längst überholt. Es wird allerdings so sein, dass nur ein kleiner Teil Israels gerettet wird.
Seit ich in die Kirche gehe, habe ich noch nie etwas davon gehört, dass die Heidenchristen die Juden abgelöst hätten. Diese Lehre ist längst ad acta gelegt. Man spricht allenfalls vom “Neuen Gottesvolk”, was aber keine Abwertung des “Alten Gottesvolks” beinhaltet.
Auf unseren Reformator Martin Luther, von dem ich selbst sehr viel halte, ist Klaus
Mosche Pütz, wegen dessen antisemitischen Ausfällen, verständlicherweise nicht gut zu sprechen. Die Ursache für den Antisemitismus Luthers, zu dem er sich in seinen späten Lebensjahren hinreißen ließ, hat ihren Grund darin, dass Luther von den Juden schwer enttäuscht war, weil er gehofft hatte, diese zum Christentum bekehren zu können, und eben das steht nicht in unserer Macht.
Weil Martin Luther auch nur ein fehlerhafter Mensch war und er, was seine Verirrung
anbelangt, kein Einzelfall ist – man denke nur an König Salomo und andere biblische
Gestalten – sehe ich ihm das nach.
Wenn ein Jude zum Christlichen Glauben kommt, ist das immer ein ganz besonderes Ereignis. Klaus Mosche Pülz hat hier sein Damaskus erlebt.
Hinsichtlich der mangelnden Solidarität mit den messianischen Christen, fragt Klaus
Mosche Pülz, der als Kind dem Holocaust entkommen ist, was wohl mit jenen
Kirchenverantwortlichen geschehen wird, die zwar Christus angenommen, aber gegen ihre Mitchristen gefrevelt und diese verfolgt haben, wenn Gott nicht einmal sein eigenes Volk
vor den Gaskammern verschont hat!
Nach Auffassung des judenchristlichen Pastors, der ein scharfer Analytiker ist und der auch die Situation in unserem Lande sehr treffend beschreibt, ist die gesamte
Judenverfolgung nach der Vertreibung aus Palästina im Jahre 70 n.Chr. Gericht Gottes,
infolge der Ablehnung seines Sohnes Jesus Christus. Verworfen ist Israel deshalb aber
nicht, auch wenn letztendlich nur ein kleiner Teil gerettet wird.
Was kann uns vom Wort Gottes dazu gesagt werden:
So spricht der Herr Zebaoth: Zu der Zeit werden zehn Männer aus allen Sprachen der Heiden einen jüdischen Mann beim Zipfel seines Gewandes ergreifen und sagen: wir wollen mit euch gehen, denn wir hören, dass Gott mit euch ist.
Sacharja 8, Vers 23
Dieser Vers gefiel mir schon immer besonders gut, weil er auf die kommende Heilszeit
hinweist, in der das Volk Israel in Jesus Christus seinen Heiland und Messias erkannt
und angenommen hat.
Die Völker werden in einer nie dagewesenen Weise nach Gott fragen und sich dabei am Volk Israel orientieren, das dadurch seiner Berufung gerecht wird, für die es von Anfang an bestimmt war.
Aber schon heute könnten uns die Messianischen Christen zum Segen werden, wenn wir uns mit ihnen zusammentun würden.
Die Eschatologie als die Lehre von den letzten Dingen ist sehr vielschichtig, weshalb es unendlich viele Auslegungen gibt. Einen Fahrplan zu erstellen, in der die Abfolge der einzelnen Ereignisse festgelegt wird, wie es manchmal versucht wird, sollte man ohnehin vermeiden Nachdem man sich als Nichttheologe hier nur verheddern kann, habe ich es vermieden, hier weitere Theorien und Auslegungen zu bringen.
Für mich war wichtig aufzuzeigen, dass Altes und Neues Testament auf einer Linie liegen und dass das Volk Israel nach wie vor Gottes auserwähltes Volk ist, das in der Endzeit eine entscheidende Rolle spielt.
Jörgen Bauer
Anmerkung:
Ich habe zwischenzeitlich den “Boten neues Israel” gewissermaßen “abonniert”. Er wird kostenlos zugesandt, wobei es angebracht ist, im Gegenzug nach freiem Ermessen zu spenden. Die Beiträge in der Zeitschrift sind dermaßen scharfsinnig, klar und treffend, dass man nur noch staunen kann. Hier wird in sachlicher Form ungeschminkt und wohltuend ohne Umschweife Klartext geschrieben.
ZeLeM
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