| Glaube und Naturwissenschaft (k)ein Gegensatz(20.12.2008)
Warum werden Glaube – in diesem Fall Christlicher Glaube – und
Naturwissenschaft häufig als Gegensätze gesehen? Sind das wirklich Gegensätze oder nur zwei Seiten ein und derselben Medaille?
Ich will versuchen, diesen Dingen etwas näher auf den Grund zu gehen.
Die Katholische Kirche war lange Zeit dem Weltbild des griechischen Philosophen Aristoteles verhaftet, der 400 Jahre vor Christus im alten Griechenland lebte und der zum Volk Israel und zur "hebräischen Bibel“, überhaupt keinen Bezug hatte. Die Katholische Kirche knüpfte den Glauben an die von der Bibel abweichenden Lehren des Aristoteles, wodurch dessen Weltbild irrtümlich mit dem christlichen Glauben gleichgesetzt wurde.
Als dann Entdeckungen gemacht wurden, die den antiken Vorstellungen des Aristoteles zuwiderliefen, man denke an Galilei, kam es zu einer Spaltung zwischen der Kirche und dem neuen Weltbild der Forscher und Entdecker, die deshalb dem „glaubensfeindlichen Lager" den "Ketzern", zugerechnet wurden.
Diese Spaltung wurde im Laufe der Zeit noch vertieft und ist bis
heute nicht überwunden, was zeigt, wie verhängnisvoll es ist, den Glauben an philosophischen oder naturwissenschaftlichen Weltbildern, also menschlichen Gedankengebäuden, festzumachen.
Tatsächlich gab es bei den Gelehrten früherer Zeiten diese Spaltung
nicht. Und auch in unserer Zeit gibt es genügend Wissenschaftler,
die keinen Widerspruch zwischen Christlichem Glauben und
naturwissenschaftlichen Erkenntnissen sehen. Ganz im Gegenteil, ihre
Entdeckungen stärken sogar ihren Glauben an Gott.
Aber jetzt der Reihe nach.
Galileo Galilei blieb, trotz seines Streits mit der Katholischen Kirche, Zeit seines Lebens ein tiefgläubiger Christ. In einem seiner Werke schrieb er: „Die Heilige Schrift und die Natur sind beide durch das Wort Gottes entstanden.“
Der Astronom Johannes Kepler, der die Planetengesetze beschrieb,
hatte Theologie studiert. Von ihm stammt der Satz: „Das Forschen
der Naturwissenschaft ist ein Nachdenken der Gedanken Gottes.“
Viele bekannte Wissenschaftler wie Isaak Newton, Michael Faraday,
James Clark Maxwell und viele andere, forschten aus ihrem christlichen
Glauben heraus.
Auch große Wissenschaftler unserer Tage sehen das nicht anders.
Max Planck sagte: „Für den Glauben steht Gott am Anfang und für
die Wissenschaft am Ende der Erkenntnis.“ Der Kernphysiker Werner
Heisenberg sagte: „Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft
führt zum Atheismus, aber am Grunde des Bechers wartet Gott“. Und
von einem anderer Physiker, dessen Name mir nicht bekannt ist, ist
überliefert: „Je mehr ich forsche, um so mehr scheint mir der gesamte
Kosmos ein genialer Gedanke, und weniger etwas Materielles zu sein.“
Dieser Satz trifft eigentlich den Nagel auf den Kopf und wirft ein Licht auf den derzeitigen Stand wissenschaftlicher Erkenntnis. Im Grunde geht es auch hier um Glaube oder Unglaube. Nicht um Beweise, denn Gott lässt sich in diesem Sinne weder beweisen noch widerlegen. Und das gilt, wie noch darzulegen ist, in letzter Konsequenz auch für alle menschliche Forschung.
Lange Zeit hatte man ein deterministisches Weltbild. Man stellte sich den Kosmos als ein streng geregeltes System aus Ursache und Wirkung vor, das es möglich macht, anhand von Naturgesetzen genaue Vorhersagen darüber zu machen, wie etwas abläuft. Hieraus resultierte die Vorstellung, dass alles erforschbar und erklärbar sein müsse und es nur eine Frage der Zeit sei, bis man alles wisse.
Es gibt sicher Bereiche für die das zutrifft. Die Verallgemeinerung auf den gesamten Kosmos hat sich jedoch als falsch erwiesen.
Da ist zunächst die Frage, was ein Naturgesetz ist? So etwas gibt es
eigentlich gar nicht. Der Begriff „Naturgesetz“ ist ein Kunstwort, das
dadurch entstand, dass man aufgrund von Beobachtungen feststellte,
dass vieles immer nach dem gleichen Muster abläuft. Daraus wurde
geschlossen, dass es nur so und in keinem Fall anders gehen könne
weshalb hier eine „Gesetzmäßigkeit“ vorliegen müsse.
Tatsächlich gibt es dafür aber keine Garantie. Die uns bekannten, als
solche bezeichneten Naturgesetze gelten im Bereich des Allerkleinsten,
also der atomaren und subatomaren Bausteine, aus denen der gesamte
Kosmos aufgebaut ist, nicht. Hier sind keine Regeln erkennbar. Die sub
atomaren Teilchen haben gewissermaßen „Entscheidungsfreiheit“ und ihre
Reaktionen können nicht vorhergesagt werden.In Teilchenbeschleunigern,
wie CERN in Genf, versucht macht, hier mehr Licht ins Dunkel zu bringen.
Wissenschaften wie Physik und Kosmologie stoßen so in Bereiche vor,
die unserem Verstand irrational erscheinen. Alles, vom Allerkleinsten, den subatomaren Teilchen, bis hin zu den größten Galaxien, scheint auf
rätselhafte Weise vernetzt, so dass eines von anderen abhängt und alles irgendwie miteinander verbunden ist.
„Naturgesetze“ stellen dabei das statistische Durchschnittsverhalten der Materie dar. Es hat sich gezeigt, dass in der Natur kein Vorgang ganz exakt gemäß den von Menschen definierten Naturgesetzen abläuft, die lediglich einen Idealzustand beschreiben, der in der Natur tatsächlich nirgendwo erreicht wird.
Ein Beispiel hierfür ist das Würfeln, wo die Würfel, selbst bei exakt
gleichen Ausgangsbedingungen jedes Mal anders fallen. Das gilt z. B.
auch dann, wenn man einen beliebigen Gegenstand, unter den immer
exakt gleichen Ausgangsbedingungen, von einem Turm herab wirft.
Die Bahn, die er dabei beschreibt, ist jedes Mal eine etwas andere.
Im Grunde gilt dieses Prinzip für alle Abläufe.
Dabei zeigt sich aber auch, dass in der Natur alles andere als Unordnung oder blinder Zufall herrschen. So sind die vier Grundkräfte der Natur, Schwerkraft, Elektromagnetismus, die Starke und die Schwache Wechselwirkung – letzteres sind die Kräfte, die dafür sorgen, dass die Dinge ihre Form behalten und nicht einfach alles in seine subatomaren Bausteine zerfällt – bis auf ein Billionstel aufeinander abgestimmt.
Schon die geringste Abweichung hätte einen Kosmos, so wie wir ihn kennen, und damit unser Leben, unmöglich gemacht. Es sieht fast so aus, als wenn der gesamte, unvorstellbar große Kosmos nur die Aufgabe hätte, unser Leben zu ermöglichen. Vieles deutet darauf hin, dass es Dimensionen gibt, für die wir überhaupt keine Sinne haben, die völlig unanschaulich und unverständlich sind und die sich allenfalls mit abstrakten mathematischen Formeln beschreiben lassen.
Von daher hat sich die Auffassung, dass alle Dinge so beschaffen sein müssten, dass man sie verstehen kann, als falsch erwiesen. Das sollte nicht verwundern, da der Mensch das Denken nicht erfunden hat und die Grenzen innerhalb derer er sich geistig bewegen kann, nicht von ihm festgelegt wurden.
Sicher ist auch, dass uns unsere Sinnesorgane nur einen bescheidenen
Ausschnitt der Wirklichkeit vermitteln und dass das, was wir
wahrnehmen, nicht die eigentliche Wirklichkeit, sondern nur ein schwaches Abbild derselben sein kann. Die eigentliche Wirklichkeit bleibt uns unerreichbar fern. Hier gibt es sehr interessante Schlussfolgerungen und Forschungsergebnisse.
Bei einem solch rätselhaften Kosmos können im Übrigen auch Wunder
nicht mehr länger ausgeschlossen werden und es gibt keine Garantien,
dass die Dinge, die wir als unumstößlich ansehen, es auch tatsächlich
für alle Zeiten sind.
So geht das weiter bis zu unserem Heimatplaneten, wo unzählige
aufeinander abgestimmte Komponenten unsere Existenz sichern. Angefangen
von der Größe der Erde und der daraus resultierenden Schwerkraft, die
nicht stärker und auch nicht schwächer sein dürfte und zu welcher der
Mensch in einem idealen Größenverhältnis steht, bis hin zur genau
abgestimmten Entfernung zur Sonne und dem Mond, der in idealer Weise
die Erdachse stabilisiert und unzählig vieles andere.
Die Zeit reicht nicht aus, um die unzähligen Wunder zu beschreiben. Vom Rätsel des Lebens, von Geist und Bewusstsein gar nicht zu reden. Man kann eigentlich nur dazu ermutigen, sich näher mit diesen Dingen zu befassen und wird dabei aus dem Staunen nicht herauskommen.
In letzter Zeit wurde der Gedanke eines „Intelligenten Designers“ – gemeint ist damit ein Gott als Schöpfer und Erhalter aller Dinge – ins Gespräch gebracht, der erwartungsgemäß sofort die Atheisten auf den Plan rief. Es geht eben tatsächlich um Glaube oder Unglaube, nicht um Vernunft, Beweise oder Gegenbeweise, sondern um die dahinter stehende altbekannte Auflehnung gegen Gott. Der autonome Mensch möchte niemanden mehr über sich haben. Das ist der eigentliche und letzte Grund für jedweden Atheismus.
Wenn man sich mit den Dingen näher befasst, und dann Gott immer noch für ein Hirngespinst hält, muss man entweder blind oder ein Ignorant sein.
Mir fällt dazu nur noch ein Bonmot zu dem griechischen Philosophen Pythagoras ein: „Seit dieser das bekannte mathematische Gesetz, bekannt als ‚Satz des Pythagoras’, entdeckt hat und dafür den Göttern 100 Ochsen geopfert hat, haben alle Ochsen Angst vor neuen Entdeckungen.“
Und mit solchen, die unser gewohntes Weltbild weiter in Frage stellen, wird auch künftig zu rechnen sein. Alle Forschungsergebnisse, alle
Weltbilder, sind deshalb immer nur vorläufig, auch alles das, was uns im Hinblick z.B. auf die Evolution als "wahr und bewiesen" verkauft wird. Man wird hier nie an ein Ende kommen, wo man wird sagen können, so und nicht anders ist es.
Es besteht deshalb überhaupt kein Grund dem zeitlos gültigen Wort Gottes, hinter dem Gott selbst steht, und das tatsächlich ein Fels
in der Brandung ist, nicht zu glauben.
Jörgen Bauer
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