| Des Kaisers neue Kleider(27.04.2011) Jeder, denke ich, kennt das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“.
Wenn nicht, sei das Märchen hier kurz erklärt:
Zwei Betrüger, die sich als Weber ausgeben, behaupten, wunderbare Kleider weben zu können, die allerdings einen Nachteil haben: Sie können von denen, die für ihr Amt nicht taugen oder unverzeihlich dumm sind, nicht gesehen werden.
Die Weber fangen nun an mit ihrer Luftnummer, und alles Volk lobt die Kleider in den höchsten Tönen. Am Ende bekommt der Kaiser die „herrlichen Kleider“ angelegt, bis ein Kind ruft: „Aber der Kaiser ist doch nackt, er hat doch gar nichts an!“
Die Pointe dieses Märchen besteht darin, dass keiner als unfähig oder dumm dastehen möchte, und so kommt es zu einem kollektiven Selbstbetrug, an dem alle festhalten, bis ein Kind die Wahrheit ausspricht und alle beschämt erkennen müssen, dass sie sich auf die denkbar dümmste Weise haben hereinlegen lassen. (Und damit wirklich "unverzeihlich dumm"
sind?)
Dieses Märchen ist deshalb „wahr“, weil sich die von den Betrügern angewandte Methode bis heute „bewährt“ hat und deshalb immer wieder angewandt wird.
In der Zeitschrift „Bild der Wissenschaft“, Nr. 4/2011, kommt unter der Überschrift, „Betonkopf auf dem Wendehals“, ein sehr interessanter Beitrag, in denen von psychologischen Experimenten berichtet wird, die zeigen, dass sich Menschen rasch einem Gruppendruck beugen und voller Überzeugung die Unwahrheit verbreiten und dass wer am
heftigsten lügt am glaubwürdigsten wirkt.
Das ist sehr aufschlussreich!
Der Bericht beginnt mit einem, uns allen aus der Schulzeit her bekannten Erleben, dass der Lehrer einen komplizierten Lehrstoff durchgenommen hat und anschließend fragt, ob es irgendwelche Fragen gibt. Obwohl keiner etwas begriffen hat, hebt niemand die Hand, und jeder schließt aus dem kollektiven Schweigen, dass er der Einzige ist, der nichts begriffen hat.
Der Verfasser schreibt, dass Menschen die eigentümliche Gabe haben, auf kollektive Glaubenssysteme (nicht im religiösen Sinn gemeint) hereinzufallen – die jeder für sich allein ablehnen würde.
Wie die Experimente zeigen, lassen sich Menschen ganz eindeutig durch einen Gruppendruck beeinflussen, der darin besteht, dass der Eindruck erweckt wird, dass eine Mehrheit eine bestimmte Meinung vertritt bzw. in einer Sache zum gleichen Urteil kommt.
So wurde Versuchspersonen die einfache Aufgabe gestellt, Striche als gleich oder unterschiedlich lang zu bewerten. Diese Aufgabe wurde einwandfrei erledigt, solange eine Versuchsperson nur allein im Raum war.
Das wurde sofort anders, als andere Personen hinzukamen, die auf Instruktion des Versuchsleiters ein einheitlich falsches Urteil abgaben. In allen Fällen lief der größte Teil der Versuchspersonen zur Mehrheit über. Nur jeder Vierte blieb standhaft bei seiner richtigen Einschätzung.
Dieses Experiment wurde, mit gleichem Ergebnis, diesmal mit Wein, wiederholt, wobei ein absolut ungenießbares Gesöff, aufgrund eines von vorgetäuschten Weinexperten aufgebauten Gruppendrucks, von 53% der Probanten, als der Beste, unter mehreren zur Auswahl stehenden Weinen, bezeichnet wurde.
Interessant ist hier, dass bei der anschließenden Gruppendiskussion, über die vermeintliche Güte des ungenießbaren Gesöffs, diejenigen, die sich der Mehrheitsmeinung angepasst hatten, am heftigsten auf der „Unfähigkeit“ derer herumhakten, die sich nicht hatten beirren lassen und bei der richtigen Beurteilung geblieben waren.
Die Angepassten hatten sich mit dem falschen Urteil demnach so identifiziert, dass sie diejenigen, die sich nicht hatten beirren lassen, heftig angriffen.
Zum Schmunzeln ist das Experiment hinsichtlich der Leichtgläubigkeit gegenüber Aussagen, die sich „wissenschaftlich“ geben.
Ein Physiker hatte einen bewusst unsinnigen Text zusammenmontiert, in dem es unter anderem hieß:
„Hinweise auf eine solche ‚emanzipierte Mathematik’ zeichnen sich schon ab in der multidimensionalen und nicht linearen Logik der Fuzzy-Systemtheorie; allerdings leidet dieser Ansatz noch an seinem Ursprung aus der Krise der spätkapitalistischen Produktionsverhältnisse.“
Dieser Beitrag wurde einer für ihre postmoderne Ausrichtung bekannten Zeitschrift zur Veröffentlichung angeboten, die diesen in einer Sondernummer veröffentlichte.
Auch hier das gleiche Ergebnis: In einer Runde vermeintlicher Experten wurde der gedruckte Unfug über den grünen Klee gelobt. Bei einer privaten Inspektion verwarfen die meisten den akademischen Müll.
In einem abschließenden Experiment sollten 50 unabhängige Juroren die Probanten aus diesem Test bewerten.
Das Ergebnis ist hier allerdings erschütternd:
Die Teilnehmer, die, entgegen ihrer persönlichen Überzeugung, den Unsinn hochgejubelt und die standhaft Gebliebenen auch hier unterbuttert hatten, wirkten kompetenter und glaubwürdiger als diejenigen, die sich nicht hatten beirren lassen.
Die Studienleiter erklärten das damit, dass die Teilnehmer, die „umkippen“ und sich der Norm unterwerfen, unsicher sind, was sie dadurch überspielen, dass sie nach außen besonders resolut auftreten und dadurch überzeugend wirken. Kurzum: Wer sich aufbläht wirkt kompetenter – auch wenn er lügt.
So weit die Experimente, die einiges über das menschliche Verhalten aussagen.
Bedeutsam und bedenklich sind allerdings die Wirkungen, die sich aus solchen Verhaltensmustern im gesellschaftlichen Zusammenleben ergeben, womit wir beim eigentlichen Thema sind.
Denn dadurch können soziale Normen verfestigt werden, die keiner haben will, die aber trotzdem befolgt werden, weil jeder glaubt, dass sie dem Willen einer Mehrheit entsprechen. Man hat Angst bei einer Ablehnung allein dazustehen und sich dadurch zu isolieren.
In der Praxis haben wir hier bereits verschiedene Maulkorbgesetze, die es geraten erscheinen lassen, bei bestimmten Aussagen vorsichtig zu sein. Auch sind bereits bestimmte Formulierungen „vorgeschrieben“, denkt man an die „Antidiskriminierungsgesetzgebung“.
Neben den Gesetzen gibt es dann die ungeschriebenen Regeln dessen was „politisch korrekt“ ist. Sieht man sich das „Politisch Korrekte“ näher an, stellt man mit Erstaunen fest, dass dieses eine große Ähnlichkeit zu den neomarxistischen Ideologien der „Frankfurter Schule“ aufweist.
Wer hier gegen den Strom schwimmt, gilt als „Rechts“, und es gibt einen politischen Konsens, der sich den „Kampf gegen Rechts“ auf die Fahnen geschrieben hat. „Rechts" ist dabei alles das, was „politisch nicht korrekt“ ist.
So beginnt, ganz schleichend und allmählich, der Weg in eine Meinungsdiktatur. Die ist so abwegig nicht, denkt man an die, in linken Kreisen kursierenden Vorschläge, wie man „Politisch Unkorrekten“ das Leben schwer machen kann.
Bereits jetzt gibt es offizielle Aufrufe, herauszufinden, inwieweit (noch) „rechtes Gedankengut“ (und damit heimliches Neo-Nazitum) vorhanden ist, um in Vereinen usw. dagegen angehen zu können.
Dazu besteht die Neigung, Auseinandersetzungen, an denen Inländer und Ausländer beteiligt sind, einen „fremdenfeindlichen“ Anstrich zu geben, auch wenn die Gründe ganz woanders liegen. Typisch ist auch hier das Messen mit zweierlei Maß: Was Deutsche tun ist „fremdenfeindlich“. Im umgekehrten Fall ist es „verständlicher Frust“.
Es ist deshalb zu fragen, wie bei uns die wirklichen oder auch nur vermeintlichen „Mehrheits-“ und damit „politisch korrekten“ Meinungen, entstehen.
Da fallen mir zuallererst die Medien, insbesondere das Fernsehen, ein, die, in einem ungeahnten Maße, meinungsbildend wirken. Die Medien sind es, die uns informieren, durch die wir erfahren, was in der Welt vor sich geht und die gleichzeitig auch die Kommentare dazu liefern, wie die Dinge zu sehen und zu bewerten sind.
Dabei zeichnen sich, nicht alle, aber viele Medien durch eine Neigung zur Erregung, zu oft maßlosen Übertreibungen und Superlativen, einschließlich einer weltanschaulichen Einseitigkeit aus, die oft schon an Fehlinformation grenzt und die fragen lässt, ob es wirklich nur um Information oder nicht doch um eine gezielte Beeinflussung geht, bei der nach dem Grundsatz, „Wir haben eine freie Presse und können hinzufügen und weglassen was
wir wollen!“, verfahren wird.
Zu denken ist hier an die diversen Diskussionsrunden im Fernsehen, bei denen diverse „Experten“, oftmals mit akademischen Graden versehen, zu Wort kommen.
Ich erinnere mich daran, dass auf diese Weise, über Jahre und Jahrzehnte hinweg, nach und nach die Homosexualität hoffähig gemacht wurde.
Dem kritischen Zuschauer fällt auf, dass immer nur solche „Experten“ zu Wort kommen, welche die gewünschten Auffassungen, mit denen die Zuschauer beeinflusst werden sollen, bestätigen. Und oft sind es dieselben „Experten“ die man, von den Moderatoren jeweils freundlich unterstützt und bestätigt, in ganz unterschiedlichen Sendungen, immer wieder aufs Neue zu sehen bekommt.
Manche der „Expertenmeinungen“ erscheinen als dermaßen unsinnig, dass sich dem kritischen Zuschauer die Frage aufdrängt, ob man durchs Studieren auch dümmer werden kann.
Ich will hier einmal einige der Ansichten auflisten, bei denen der Eindruck erweckt wird, dass sie der Mehrheitsmeinung entsprechen, was dann zu dem weiter oben geschilderten Gruppendruck und den daraus resultierenden Verhaltensweisen führt:
Homosexualität ist eine unveränderliche „Orientierung“, die sich grundsätzlich nicht von der Heterosexualität unterscheidet und deshalb „völlig normal“ ist. Homosexuellen Paaren müssen deshalb die gleichen Rechte wie Ehepartnern eingeräumt werden.
Ehebruch ist nichts Besonders, sondern etwas „Selbstverständliches“, aus dem niemand ein Vorwurf gemacht werden kann, weil Sexualität nichts mit Treue zu tun hat.
Abtreibung ist ein Grundrecht, das jede Frau beanspruchen kann.
Atomkraft ist äußerst gefährlich, weshalb unter allen Umständen schnellstmöglichst eine Energiewende herbeigeführt werden muss.
CO2 ist ein Klimakiller, weshalb alles getan werden muss, um den CO2 Ausstoß zu vermindern.
Der Islam ist eine friedfertige und tolerante Religion. Wer etwas anderes behauptet, hetzt und vergiftet das politische Klima.
Die Gleichberechtigung der Frau muss weiter vorangetrieben werden. Notfalls durch gesetzliche Maßnahmen (Frauenquote), wenn es bei den Verantwortlichen weiterhin an der „notwendigen Einsicht“ fehlt.
Das sind nur einige der Thesen, die uns von den Medien und den von diesen abhängigen Politikern ständig vermittelt werden.
Aber werden die hier aufgeführten Thesen tatsächlich von allen Leuten geglaubt?
Ich selbst halte alle diese Thesen für erwiesenermaßen falsch. Daraus mache ich keinen Hehl, wobei feststelle, dass das andere auch so sehen, sich aber nicht trauen, das laut zu sagen.
Wie die Menschen die Dingen aber wirklich sehen, war beispielsweise an den Reaktionen auf das Buch „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin zu erkennen. Sehr aufschlussreich sind zudem die Lesermeinungen, die man in den online Ausgaben verschiedener Zeitungen, zu aktuellen Berichten, nachlesen kann.
Mir fällt hier die DDR ein, aus der ich stamme und wo man zwei Meinungen hatte. Einmal die Persönliche für den Hausgebrauch. Und dann die „Vorgeschriebene“ für Fremde und für das öffentliche Leben.
In besagten Beitrag in „Bild der Wissenschaft“ wurde aber auch noch etwas anderes deutlich:
Wer feste Überzeugungen hat, dass etwas richtig oder falsch ist, dass etwas „so sein muss“ oder „so nicht sein darf“, bleibt trotz einer widerstreitenden Mehrheit seiner Überzeugung treu.
Auch das Wort Gottes ist in seiner reinen, unverfälschten Form, alles andere als „politisch korrekt“. Deshalb gilt das bisher Gesagte auch für die Treue dem Wort Gottes gegenüber, weshalb zu fragen ist, was die Bibel dazu sagt.
Das Wort Gottes weiß um die beiden Verhaltensmuster, des Anpassens und des Festbleibens.
Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.
Aber so sind die Gottlosen nicht, sondern wie Spreu, die der Wind verstreut. Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.
Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht.
Psalm 1, Verse 1 – 6
Diese Verse machen den Unterschied deutlich: Da sind die einen, die sich intensiv mit dem „Gesetz der HERRN“, kurzum mit dem Wort Gottes, als DER WAHRHEIT, befassen und damit einen festen und sicheren Stand bekommen und den anderen, die das nicht tun, dadurch leicht lenk- und beeinflussbar sind und damit der Spreu gleichen, die von jedem Windstoß fort geblasen wird.
Und das sagt Johannes der Täufer, im Hinblick auf Jesus Christus, bezüglich des weiteren Schicksals von Spreu und Weizen:
Er hat seine Worfschaufel in der Hand; er wird seine Tenne fegen und seinen Weizen in die Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.
Matthäus 3, 12
Das ist eine klare, eindeutige und ernstzunehmende Aussage.
Es muss hierzu allerdings angemerkt werden, dass das, was uns vermittelt wird, vielschichtig und nicht immer eindeutig zuordenbar ist, und das kann die Entscheidung, ob Anpassung oder Ablehnung angebracht ist, erschweren.
Hier sehe ich zwei unterschiedlich Ausgangspositionen:
Zum einen kann eine Entscheidung durch eine Konfliktsituation erschwert werden, in der man sich nicht entscheiden kann, weil man das eine tun möchte ohne das andere lassen zu müssen. Dabei wird auch versucht Dinge zu harmonisieren, die nicht zu harmonisieren sind. Zum Beispiel Islam und Christentum.
Zum anderen können aber auch unterschiedliche Wege zum Ziel führen und völlig gegensätzliche Entscheidungen richtig sein, denkt man an verschiedene gleichwertige Alternativen, zum Beispiel zur Gestaltung der persönlichen Zukunft.
Während bei der zweiten Ausgangsposition gewählt werden kann, führt bei der ersten nur eine klare Entscheidung zum Ziel.
Bei unklaren Ausgangspositionen ist es empfehlenswert, sich aus möglichst vielen unterschiedlichen Quellen informieren, die es nach wie vor gibt, auch wenn man etwas suchen muss.
Am besten fährt man, wenn man sich ständig mit dem Wort Gottes befasst und das hier vermittelte Welt- und Menschenbild verinnerlicht, was nach meiner Erfahrung das kritische und nüchterne Denken schärft, den Blick für die Realitäten weitet und diesen gleichzeitig auf das Wesentliche lenkt.
Wir können Gott bitten, dass er uns dazu die Fülle seines Geistes schenkt, der uns in alle Wahrheit leitet. Eine Bitte, die Gott besonders gern erfüllt.
Jörgen Bauer
Quellenhinweis:
„Bild der Wissenschaft“ 4/2011, Beitrag „Betonkopf auf dem Wendehals“,
Seiten 70 – 73, woraus einzelne, kurze Passagen übernommen wurden.
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