| (Heiden)Angst?(28.03.2009)
Bei mir war ein Mann, der sich in einem ziemlich aufgelösten Zustand befand. Seine Tochter habe schwere gesundheitliche Probleme. Alle Untersuchungen hätten zu keinem Ergebnis geführt. Alles sei psychosomatisch bedingt. Die Tochter leide unter schweren Angstzuständen, die sie völlig lähmten. Sie könne deshalb ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen, könne das Haus nicht mehr verlassen, sei krankgeschrieben und niemand könne ihr helfen.
Die Psychotherapeutenliste habe man rauf- und runtertelefoniert, ohne Erfolg. Diese seien für das ganze Jahr ausgebucht und hätten keine Termine mehr frei. Hilfe sei aber äußerst dringend und sofort nötig. Warum hilft denn niemand, fragte er immer wieder. Ja, warum? Hinter solchen Fragen verbirgt sich dann immer ein unausgesprochener Vorwurf, gegen die „anderen“, die hier natürlich auch machtlos sind.
Wir konnten dem erregten Mann – der den Eindruck machte, dass er möglicherweise bald selbst therapeutischer Hilfe bedarf – dann aber doch weiterhelfen, denn für solche Fälle haben wir unsere speziellen Kontakte, außerhalb der üblichen Kanäle.
Leider ist die bedauernswerte Tochter kein Einzelfall, was bereits daran erkennbar ist, dass sämtliche zur Verfügung stehenden Therapeuten auf lange Zeit, bereits bis ins nächste Jahr hinein, ausgebucht sind. Dabei ist, neben diversen anderen Beschwerden, die Angst eine ausgesprochene Zeitkrankheit.
Angst kann man unterteilen in „Furcht“, „Angst“, „Phobie“ und „Panik“. Furcht kann man als Angst vor einem bestimmten Ereignis (Befürchtung) bezeichnen, Angst wäre danach eine unbestimmte Angst, die sich auf kein bestimmtes Ereignis bezieht. Eine Phobie ist eine krankhaft übersteigerte Angst vor bestimmten Situationen.
So gibt es z.B. die Phobie vor engen Räumen (Aufzug) ebenso wie die Phobie vor einem Aufenthalt unter freiem Himmel. Es gibt auch komisch anmutende Phobien, wie die Angst, auf einem Stuhl zu weit vorne zu sitzen und dadurch herunterzufallen. Phobien können zu einem Zwangsverhalten führen, wie Wasch- und Kontrollzwänge, die der Erkrankte nicht beherrschen kann und die er einfach tun muss, ob er will oder nicht.
Panik ist der Zustand, bei dem die Angst zu einem Kontrollverlust, zu einem „Durchdrehen“ führt. Der von panischer Angst ergriffene Ertrinkende reißt den Retter mit in den Tod, die von Panik ergriffene Menge drückt gegen die Ausgangstüre, so dass diese nicht aufgeht und erdrückt die von innen vor der Tür Stehenden. Ein Grund, warum alle Türen nach außen aufgehen müssen.
Wie sind Angst und Furcht zu bewerten?
Beides ist überlebensnotwendig. Furcht und Angst bewahren davor Dinge zu tun, die in Gefahr bringen können. Nur Dummköpfe haben keine Angst! Wichtig ist es, zu lernen mit Furcht und Angst umzugehen um zwischen berechtigten und unberechtigten, übertriebenen Ängsten und Befürchtungen unterscheiden zu können, damit dann richtig entschieden werden kann. Der von Furcht und Angst Beherrschte macht Fehler. Angst ist kein guter Ratgeber.
Wie gehen wir als Christen mit Angst und Furcht um?
Die Erfahrung zeigt,und wird auch durch biblische Aussagen bestätigt, dass eine ungläubige Lebenseinstellung Ängste und Befürchtungen fördert.
Angst und Furcht haben ihre Ursache darin, dass wir tatsächlich nichts wirklich gewiss wissen, sondern alles was wir wissen in Wirklichkeit „glauben“. Deshalb ist der, der keine Hoffnung und kein Vertrauen hat, tatsächlich so gut wie tot. (Und wer es wirklich „genau und absolut sicher gewiss wissen“ will, wird zum misstrauischen Neurotiker.)
Da könnte ich aus eigener Erfahrung vieles berichten. Als ich noch kein wirklicher Christ war, bin ich vor Angst und Furcht oft fast vergangen, denn es gibt ununterbrochen irgend etwas, vor dem man sich fürchten könnte, auch wenn das meiste, was man befürchtet, tatsächlich nicht eintritt.
Dazu hatte ich auch die Erfahrung einer allgemeinen Lebensangst, bedingt durch die Gefahren und Bedrohungen denen wir ausgesetzt sind und den vielen unguten Dinge, die uns umgeben und wenig optimistisch stimmen, sofern man sie nicht verdrängt, sondern bewusst zur Kenntnis nimmt. Und da kann ich durchaus nachempfinden, dass sich das bis ins Krankhafte steigern kann.
Was mich hier frei gemacht hat, war, dass ich mich im Hinblick auf Gott von vielen Dingen lossagen konnte, mit der Folge, dass ich diese dadurch erst richtig genießen konnte. Eine interessante Erfahrung. Wenn man weniger Furcht vor Verlusten hat, steigt die Lebensfreude und man gewinnt die Dinge damit auf eine völlig neue Art zurück.
Eine Gesellschaft, die sich von Gott abgewandt hat, ist deshalb für Ängste aller Art äußerst empfänglich. Das Wort „Heidenangst“ ist durchaus passend.
Und da wird ständig irgendetwas befürchtet. Da war das Waldsterben, von dem man nichts mehr hört, ebenso wie von Rinderwahnsinn und Vogelgrippe. Furcht vor Krebs, Krankheiten, Verlusten usw. sind weit verbreitet. Derzeit hoch aktuell ist die Furcht vor einem Klimawandel.
Vor einigen Tagen war zu lesen, dass nun auch eine kleine Eiszeit befürchtet wird, die aber wegen des Klimawandels weniger schlimm ausfallen soll. Mit anderen Worten: Es bleibt damit so, wie es bisher immer schon war.
Kleine Eiszeit bedeutet, dass es für ein paar Jahrzehnte sehr kalte Winter und kühle Sommer gibt, was auf eine mangelnde Sonnenaktivität zurückgeführt wird. Diese Prognose hat ihren Grund darin, dass nach Ablauf des alten noch immer kein neuer Sonnenfleckenzyklus angesprungen ist.
Politisch gesehen, ist es notwendig immer irgendwelche Ängste und Befürchtungen am Laufen zu halten. Regieren lässt sich nur dann, wenn ständig irgendwelche Befürchtungen geweckt und gepflegt werden, und dies solange, bis sich in der Bevölkerung die Überzeugung durchsetzt, dass bestimmte Dinge dringend nötig sind, wodurch es dann möglich wird Gesetze zu erlassen, die von allen akzeptiert werden, insbesondere wenn sie mit Einschränkungen, Steuern und Abgaben verbunden sind. Ein Paradebeispiel dafür ist das Gerede vom Klimawandel.
Aber auch Wirtschaftszweige, wie Versicherungen und die Gesundheitsindustrie, leben nicht schlecht von den Ängsten, die sie schüren.
Hier muss sich jeder selbst fragen, ob man sich unbedingt allen schlechten Nachrichten aussetzen sollte. Manchmal wäre da so etwas wie „Psychohygiene“ angebracht.
Was sagt das Wort Gottes zu Angst und Furcht?
Ich kann hier verschiedene Ansätze erkennen, die ich wie folgt einteilen möchte:
Da sehe ich zuerst die kreatürliche Angst, die allen Lebewesen zueigen ist. Nicht nur Menschen, auch Tiere – erkennbar an den Fluchtreaktionen - haben vor Neuem und Unbekanntem zunächst einmal Angst. Die Angst verschwindet erst dann, wenn Vertrauen gewonnen wurde. Selbst der „böse Wolf“ ist ein sehr scheues Tier. Ich habe selbst schon in die misstrauisch, ängstlichen Augen eines Wolfsrudels geblickt, das sich allerdings hinter einer sicheren Gehegeabsperrung befand (andernfalls hätte ich „ängstlich geblickt“).
Diese Ur-Angst scheint etwas mit der Sünde und dem Sündenfall zu tun zu haben, denn Paulus schreibt in Römer 8,22:Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstigt. Paulus spricht in diesem Zusammenhang von der Neuschöpfung Gottes, wo das alles nicht mehr sein wird.
Das Wort Gottes unterscheidet zwischen der Angst der Glaubenden und der Angst der Gottlosen.
Den Glaubenden sagt Jesus:
In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Johannes 16, 33
Das liegt auf der biblischen Linie, wonach wir fröhlich und getrost sein sollen, weil Gott mit uns ist und wir ihn in Bedrängnissen anrufen können.
Es wäre interessant einmal den Aussagen der Bibel nachzugehen, die sich mit den unterschiedlichen Reaktionen seitens der Kinder Gottes und der Gottlosen, befassen.
Und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die da kommen sollen über die ganze Erde, sagt Jesus in Bezug auf die Gottlosen in Lukas 21,26. Den Seinen kann Jesus hingegen sagen: Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. (Lukas 21,28).
Die Bibel spricht davon, dass der gottferne und damit hilflos auf sich selbst gestellte Mensch, die Dinge eben nicht im Griff hat, weshalb Ratlosigkeit um sich greift. Und wenn man sieht, wie in unseren Tagen zumeist endlos diskutiert und debattiert wird, ohne dass dabei etwas herauskommt, was Hand und Fuß hat, werden die Zusammenhänge deutlich.
Interessant sind Beobachtungen, die ich hier in Fällen schwerer lebensbedrohlicher Krankheiten oder Reaktionen bei Beerdigungen machen konnte.
Gläubige Menschen kommen zwar auch in großer Not, aber sie wirken gefasst, sagen, dass sie Halt im Glauben finden. Ungläubige verzweifeln und greifen nach den unsinnigsten Strohhalmen.
Wir Christen sollten der Angst entgegenwirken, Mut machen, und da finde ich es als besonders ungut, wenn es christliche Kreise gibt, die Ängste schüren. Es gibt da Publikationen, die sich darin gefallen, ständig Weltuntergangsstimmung zu vermitteln, in dem sie – oft unter Bezug auf dafür geeignete Bibelstellten – apokalyptische Katastrophenszenarien und Verschwörungstheorien konstruieren.
Alle Angst ist im tiefsten Sinne letztlich aber immer Angst vor Gott und seinem Gericht. Das sollten wir allezeit bedenken und deshalb fest an IHM bleiben, denn ER hat alles in Händen und bestimmt was tatsächlich geschieht.
Jörgen Bauer
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